WEISTRACHER Ortsgeschichte
Um 1110 scheint im Gastener Traditionskodex die erste geschichtliche Nennung eines Landgutes bei "Witztrah" (= Weistrach) auf.
Im 14. Jahrhundert haben sich hierzulande die Anhänger der damaligen Gemeinschaft von Waldenser vermehrt und gelangten durch ihre öffentliche Schriftauslegung in Widerspruch mit der katholischen Kirche. Zur gewalttätigen Unterdrückung der waldenserischen Lehre bildete sich in Steyr ein Inquisitionstribunal. Diesem Gericht mußte sich u.a. der Weistracher Hofbesitzer Gundel vom Holzapfelberg (heute Weistrach Nr. 46 und 47) stellen. Über die Verurteilung durch dieses Tribunal berichtet Valentin Preuenhuber in "Annales Styrenses", dass "viele, sowohl Manns- als Weibs-Persohnen in ewige Gefängnisse gelegt, achtzig bis hundert auf der Weyde oder Au auf Befehl der Landesfürsten verbrennet" wurden.
Nach den großen Anstregungen der Bevölkerung für den Bau der Pfarrkirche (Fertigstellung um 1520), fand Mitte des 16. Jahrhunderts die protestantische Lehre entsprechenden Anklang. Über fünfzig Jahre wurde in der neuen Kirche der protestantische Gottesdienst gefeiert.
Die nachfolgenden Jahrhunderte brachten für die Weistracher keine wesentlichen Zäsuren. Während der Türkenkriege wurde die Burg Rohrbach zur Verteidigung gerüstet. Als Erinnerung an die glücklich überstandenen Schrecken jener Zeit wurde 1694 eine neue Kirchenglocke zur Ehre der Gottesmutter angeschafft. In den Pestjahren 1679 und 1713 starben 60 Personen.
Zwischen 1778 und 1784 wurde das Gemeindegebiet um "98 Haager Häuser" vergrößert.
Zur Zeit Napoleons war Weistrach in einem Jahrzehnt dreimal durch Kriegswirren und fremde Besatzung schwer betroffen. Für jedes Lot (Gewichtsmaß) Gold und Silber mußte an den Staat Kriegssteuer bezahlt werden. Als Beweis der Steuerleistung bekam jeder Gegenstand eine Punze (Stempel) aufgedrückt.
In den beiden Weltkriegen unseres Jahrhunderts ließen 192 Weistracher ihr Leben.
In den letzten 50 Jahren weitete sich das Geschäftsleben günstig aus. Auch auf kulturellem Gebiet setzte an maßgebliche Aktionen. Seit 1975 beteiligt sich der Ort am NÖ Blumenschmuckwettbewerb. Neun erste Preise konnte die Gemeinde bisher verbuchen.